Die E-Werk Prad Genossenschaft startete im Jahr 2017 ein Projekt zur Potenzierung von zwei bestehenden Kraftwerken. Das Ziel war es, den Gewässerabschnitt zwischen Stilfser Brücke und Prad energetisch besser zu nutzen. In einem Konkurrenzverfahren konnte sich die E-Werk Prad Genossenschaft die Konzession zur Erzeugung von jährlich ca. 21 Mio. kWh bei einer Ausbauwassermenge von 1.980 l/s, einer Bruttofallhöhe von 185 m und einer installierten Leistung von 3,1 MW (bereitgestellt durch eine 4-düsige Peltonturbine mit vertikaler Achse) sichern.
Nach Erhalt der Konzession zur Stromerzeugung entstand durch die Initiative anderer Interessenten ein Mehrzweckprojekt. Entlang der ca. 3,5 km der Druckrohrleitung, welche am Suldenbach in Stilfserbrücke gefasstes Wasser nach Prad leitet, wurde in seit mehreren Jahren in Projektideen immer wieder zur Sprache gebrachte Radaufstiegsroute realisiert. Damit ist es möglich, das hohe Verkehrsaufkommen, welches der Stilfserjochstraße geschuldet ist, zu entflechten. Weiters wurde entlang der Druckrohrleitung eine neue Zubringerleitung für die Beregnungsanlage von Prad verlegt. Damit ist es nun möglich, sauberes Wasser aus dem Tramentanbach (linksseitiger Zubringer des Suldenbaches) an die Beregnungsanlage zu liefern. Im Zuge des Projekts wurde auch eine neue Trinkwasserleitung, welche fortan Trinkwasser von den Rosimquellen in Sulden für die Marktgemeinde Prad bereitstellt, realisiert. Weiters wurde an zwei Stellen die Staatsstraße SS38 verlegt, womit eine Erhöhung der Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer mit einhergeht. Am Suldenbach wurde eine neue seitliche Entnahme (ausgestattet mit Wehrklappe und einem Horizontalrechen) errichtet. Im nachgeschalteten zweikammrigen Sandfang wurde das HSR-Spülsystem, eine innovative Methode zur kontinuierlichen Spülung der abgesetzten Feststoffe, integriert.
Das Projekt wurde in Bezug auf seine Hauptkomponenten im Zeitraum zwischen September 2021 und März 2022 realisiert. Dies war möglich aufgrund einer optimalen Baustellenorganisation im Vorfeld und einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten (Bauherrn, Behörden, Baufirmen und Bauleitung). Im April 2022 ging die Beregnung termingerecht in Betrieb, das Kraftwerk ging im Mai 2022 ans Netz. Die Radroute wird im Juni 2023 für den Radverkehr geöffnet.